08.10.2018

Interview: Was macht einen guten Radiergummi aus?

Wenn einer weiß, woran man gute Radiergummis erkennt, dann er: Michael Holtschulte zeichnet seit seiner Kindheit Comics und Cartoons. Seine Arbeiten erscheinen unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, dem Stern, der Satirezeitschrift Titanic und nicht zuletzt in seinen eigenen Büchern und Kalendern. Er erzählt uns von DBS im Interview von seinen Cartoons und Arbeitsmaterialien.

Auf einem Blatt Papier liegen 3 Radiergummis der Marke Tombow. Auf dem Papier steht mit Bleistift gelettert die Tastenkombination Str + Z, dies ist ein wenig mit dem Radiergummi wegradiert.

Hallo Michael, wie bist du zum Cartoonzeichnen gekommen?

Meine Mutter ist selbst auf dem Gebiet der Kunst unterwegs und hat mich immer sehr gefördert. So mit 14 Jahren habe ich dann gemerkt, dass man Zeichnungen ziemlich gut mit Witzen verbinden kann. Als ich 15/16 war, wurden meine ersten Cartoons in der Tageszeitung veröffentlicht. An diesem Punkt habe ich gemerkt: Hey, damit kann ich ja Geld verdienen! Und jetzt sitze ich immer noch an meinem Schreibtisch und zeichne Witze, die ich mir ausdenke – das ist fantastisch.

Wie hast du deinen Stil entwickelt? Hattest du Vorbilder?

Es gibt natürlich immer wieder Zeichner, die ich gut finde und vor deren Arbeit ich großen Respekt habe. Bei den Cartoons von Martin Perscheid habe ich zum Beispiel immer gedacht "So tolle Witze möchte ich auch mal machen" – jetzt sind wir schon seit langer Zeit befreundet. Was die eigene Arbeit betrifft, sind Vorbilder allerdings eher kontraproduktiv – ich möchte ja, dass mein eigener Strich in jedem Bild durchkommt, um einen Wiedererkennungswert zu schaffen.

Comiczeichner Michael Holtschulte, der an seinem Schreibtisch sitzt und in die Kamer schaut. Vor ihm liegen Zeichnungen und seine Katze liegt auf dem Tisch neben ihm.

Gibt es ein Motiv, an dem du schon mal richtig verzweifelt bist?

Nö, denn ich mache ja keine Fehler! Spaß beiseite, wenn ich auch beim fünften Ansatz eine Zeichnung nicht hinbekomme, dann suche ich mir eben eine Strategie, wie ich das Problem lösen kann, zum Beispiel durch eine andere Perspektive.

Wenn du dann doch mal radieren musst: Womit kann dich ein Radierer richtig nerven?

Wenn er zu hart und zu trocken ist und mir damit den kompletten Schreibtisch vollbröselt. Er darf auch nicht die Oberfläche des Papiers aufrauen, das Blatt zerknittern oder aufreißen.

Bild des Cartoonzeichners Michael Holtschulte. Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der mit seinem Hind an einem See spazieren geht, der Hund sitzt in einer kleinen Karre, weil er keine Hinterbeine mehr hat. Vor dem See steht ein Schild "Vierbeiner bitte anleinen" und man sieht den denken "Schwein gehabt!"

Und womit überzeugt dich ein Radiergummi?

Cartoon, Comic, Michael Holtschulte, Tot aber lustig, Interview, Tod, Einhorn, Regenbogen, Meine Marketingabteilung sagt, das muss jetzt so Wenn ich mit ihm rückstandslos alles wegradieren kann und das Papier aussieht wie vorher. Wenn er dann auch noch nicht in vielen kleinen Krümeln wegbricht, sondern die Reste sich sauber wie bei den Tombow-Radiergummis aufrollen, bin ich glücklich. Besonders gut kann das der Mono Dust catch, aber auch andere Radierer von Tombow, die es in unterschiedlichen Größen und Formen gibt, machen das sehr sauber. Ich hatte die Radiergummis auch beim Zeichnertreffen dabei und auch all meine Kollegen waren genau aus diesem Grund von ihnen begeistert. Tombow mag ich auch deswegen so gerne, weil sie mit mir eine eigene Stiftkollektion mit ABT-Brushpens passend zu meinem "Malbuch des Todes" herausgebracht haben – ziemlich cool!

Comic aus der Reihe "Tot aber lustig": man sieht den Tod in einem bunten Einhorn-Gewand, lila Haaren, einem Einhorn und seine Sense ist auch in Regenbogenfarben gefärbt. Eine Frau schaut ihn fragend an und der Tod sagt "Meine Marketingabteilung sagt, das muss jetzt so".

Wenn ich Lust habe, Cartoons zu zeichnen, aber so gar keine Vorerfahrung habe: Wie starte ich am besten?

Wie Meister Yoda schon sagte "Tu es oder tu es nicht – es gibt kein Versuchen!" Es gibt beim Zeichnen kein richtig oder falsch. Beim Cartoon ist die Idee wichtig – wegen der Zeichnung sollte man sich keinen großen Kopf machen, sondern einfach mal loslegen. An ein paar grundsätzliche Regeln und Techniken sollte man sich halten – dass zum Beispiel eine Sprechblase immer in Leserichtung angelegt wird, die Pointe also beispielsweise nicht zuerst gelesen wird. Abgesehen davon möchte ich aber jeden ermutigen, sich auszuprobieren. Das spricht für den Cartoon: Egal, ob ich schon etwas künstlerische Vorerfahrung habe oder noch ganz blank bin, ich kann sofort starten.

Was zeichnest du im Moment?

Gerade bin ich im Urlaub, habe aber kurz vorher ein paar große Projekte abgeschlossen. Zum Beispiel habe ich bei 40 Grad im Schatten ein Weihnachtsbuch fertig gezeichnet, das war eine richtige Herausforderung. Dieses Jahr war ich schon an über 20 Büchern beteiligt, habe an Kalendern gearbeitet und bin auch schon für kommendes Jahr gut verplant – mal schauen, was noch so kommt!

Lieber Michael, vielen Dank für das Interview!

Comic des Zeichner Michael Holtschulte. Man sieht einen Wal, der am Strand angespült wurde und unter der heißen Sonne vertrocknet. Ein paar steht etwas weiter entfert, schaut auf den Wals und der Mann sagt "Wal müsste man sein. Den ganzen Tag faul in der Sonne rumliegen".

Wer mehr über Michael Holtschulte und seine Arbeit erfahren möchte, kann sich auf seinen Websites holtschulte-illustration.de und totaberlustig.com umschauen. Außerdem ist der Cartoonist auf Facebook, Instagram, Twitter und Youtube unterwegs. Wer sich selbst im Cartoonzeichnen probieren möchte, bekommt natürlich in unserem Geschäft in Pfullingen die richtigen Materialien dafür – inklusive krümelfreie Radiergummis!

Alle Bilder: Michael Holtschulte